
Agile Programmierung
Agile Programmierung ist ein flexibles Vorgehensmodell in der Softwareentwicklung, das in kurzen Zyklen funktionstüchtige Ergebnisse liefert.
Die Merkmale agiler Programmierung
Agile Programmierung ist ein Ansatz in der Softwareentwicklung, der sich durch kurze, iterative Entwicklungszyklen und eine konsequente Ausrichtung auf Kundennutzen und Flexibilität auszeichnet. Ein Produkt (manchmal auch als Projekt bezeichnet) wird in sogenannten „Inkrementen“ entwickelt. Dies sind funktionstüchtige Teilergebnisse, die nach Weiterentwicklung in festgelegten Zeitabschnitten von 2 bis 8 Wochen regelmäßig getestet und präsentiert werden.
Im Zentrum der agilen Programmierung steht die Idee, möglichst früh und kontinuierlich eine Lösung mit echtem Mehrwert für Nutzer und Auftraggeber zu schaffen. Ein agiles Team organisiert sich weitgehend selbst. Auch die Qualitätssicherung ist ein integraler Bestandteil des Prozesses und begleitet die Entwicklung von Anfang an.
Ein wesentliches Merkmal agiler Programmierung ist die Fähigkeit eines Entwicklerteams, schnell und gezielt auf Veränderungen zu reagieren, wie neuen Marktanforderungen, technischen Entwicklungen oder Rückmeldungen von Anwendern. Dadurch bleibt das Projekt dynamisch, planbar und nah an den tatsächlichen Bedürfnissen der Zielgruppe.
Worin liegt der Unterschied zwischen klassischer und agiler Programmierung?
Wenn von „klassischer Programmierung“ die Rede ist, ist meist ein lineares System wie das sogenannte Wasserfallmodell gemeint. Dabei durchläuft ein Softwareprojekt fest definierte Phasen in einer festen Reihenfolge. Typischerweise: Anforderungsanalyse, Konzeption, Umsetzung, Test und schließlich Auslieferung. Jede Phase wird abgeschlossen, bevor die nächste beginnt. Änderungen nachträglich einzuarbeiten ist in diesem Modell nur schwer möglich, da früh getroffene Annahmen das gesamte Projekt prägen.
Im Gegensatz dazu verfolgt die agile Programmierung einen iterativen Lösungsansatz. Anstatt das komplette Produkt auf einmal zu planen und zu entwickeln, entstehen ausgehend vom MVP (Minimum Viable Product) Teilergebnisse, die die Weiterentwicklung des vorherigen Produktinkrements sind. Diese werden regelmäßig mit dem Auftraggeber abgestimmt und bei Bedarf angepasst. Durch diese sogenannten Feedback-Loops können Anforderungen frühzeitig geschärft, neue Erkenntnisse direkt eingebunden und Fehlentwicklungen vermieden werden.
Der größte Unterschied liegt also im Umgang mit Veränderung: Während „klassische“ Entwicklungsmodelle Planungssicherheit durch feste Abläufe versprechen, ermöglicht agile Programmierung eine hohe Reaktionsfähigkeit und Transparenz.
Eine Übersicht über agile Methoden
Agile Programmierung bezeichnet kein einzelnes Vorgehensmodell, sondern einen Sammelbegriff für verschiedene Methoden und Frameworks, die auf den gleichen agilen Grundprinzipien basieren (die sich oft am agilen Manifest orientieren). Diese Entwicklungsmethoden geben jeweils eigene Regeln, Rollen und Arbeitsstrukturen vor. Welche Methode gewählt wird, hängt von Teamgröße, Projektumfang oder Unternehmenskontext ab.
Eine der am weitesten verbreiteten agilen Methoden ist Scrum, an dem auch wir bei newcubator uns orientieren. Scrum strukturiert die Programmierung und den ganzen Entwicklungsprozess in sogenannte „Sprints" und legt klare Rollen fest: den Product Owner, der die Anforderungen und das Backlog priorisiert, das Entwicklungsteam, das die Umsetzung der Lösung verantwortet, sowie den Scrum Master, der das Team in der Prozessdisziplin unterstützt. Mehr dazu im nächsten Abschnitt „Welche Rollen und Verantwortlichkeiten gibt es bei agiler Programmierung“. Regelmäßige Meetings wie Sprint Planning, Daily Standups und Reviews sorgen für Transparenz, Fokus und kontinuierliche Verbesserung.
Kanban ist ein weiteres bekanntes agiles Framework, das auch stark auf Visualisierung von Arbeitsprozessen setzt. Hier stehen keine festen Sprints im Vordergrund, sondern ein kontinuierlicher Fluss von Aufgaben, die auf einem Kanban-Board verwaltet werden. Das Team begrenzt aktiv parallele Arbeit und optimieren den Prozess Schritt für Schritt.
Für größere Unternehmen oder Projekte mit vielen Abhängigkeiten kommen skalierende Frameworks wie SAFe (Scaled Agile Framework) oder LeSS (Large Scale Scrum) zum Einsatz. Sie helfen dabei, agile Prinzipien auch in komplexen Strukturen mit mehreren Teams, Portfolios und strategischer Planung umzusetzen.
Rollen und Verantwortlichkeiten bei agiler Programmierung
In der agilen Programmierung, vor allem bei Scrum, sind die Verantwortlichkeiten klar verteilt. Jede Rolle leistet einen spezifischen Beitrag zum Projekterfolg, mit dem Ziel, Zusammenarbeit effizient zu gestalten und die Produktentwicklung auf den Kundennutzen auszurichten.

Product Owner
Der Product Owner vertritt die Interessen des Auftraggebers. Er priorisiert die Anforderungen, führt mit den Entwicklern das Product Backlog Refinement durch und sorgt dafür, dass stets an den wichtigsten Funktionen der Lösung gearbeitet wird. Die Verantwortung für die Wertmaximierung des Produkts liegt bei ihm.
Entwicklungsteam
Das Entwicklungsteam, auch „die Developer“ oder „das Dev-Team“ ist interdisziplinär aufgestellt und setzt die Anforderungen des Product Owners eigenverantwortlich um. Es organisiert sich selbst, plant den Aufwand und stellt mit dem PO zusammen sicher, dass am Ende jeder Iteration ein funktionierendes Software-Inkrement vorliegt.
Scrum Master
Der Scrum Master unterstützt das agile Team bei der Einhaltung der Prozesse. Er fördert eine produktive Arbeitsumgebung, moderiert Meetings und sorgt dafür, dass agile Prinzipien und Werte im Alltag gelebt werden. Er ist kein Projektleiter, sondern ein Prozessbegleiter und -unterstützer.
Stakeholder
Stakeholder sind alle Personen oder Gruppen, die ein Interesse am Projektergebnis haben. Diese Interessengruppen können die Endnutzer der Lösung sein, Fachabteilungen im Unternehmen des Kunden oder das Management der an der agilen Programmierung beteiligten Unternehmen und Dienstleister. Die an der Entwicklung des Produkts beteiligten Stakeholder stellen Anforderungen und liefern wertvolles Feedback und tragen so zur Produktivsion, die vom Product Owner überwacht wird, bei.
Die Vorteile der agilen Softwareentwicklung für Unternehmen
Wenn ein Dienstleister wie newcubator agil programmiert, bringt das für Kunden und Entwicklerteam eine Reihe konkreter Vorteile mit sich. Der vielleicht wichtigste Vorteil agiler Programmierung ist, dass Funktionalität sehr früh und kontinuierlich entsteht. Bereits nach wenigen Wochen steht oft ein erster, nutzbarer Teil des Produkts zur Verfügung, das MVP (Minimum Viable Product). Diese Produktinkremente können jeweils sofort getestet und mit Blick auf den größten Kundennutzen weiterentwickelt werden.
Ein weiterer Vorteil ist die hohe Flexibilität. Neue Anforderungen, geänderte Marktbedingungen oder geänderte Prioritäten können laufend berücksichtigt werden, ohne dass das gesamte Projekt infrage gestellt werden muss. Auch die enge, regelmäßige Abstimmung mit dem Auftraggeber, meist in Form von Reviews, sorgt dafür, dass das Entwicklungsteam immer nah an der tatsächlichen Erwartung arbeitet.
Agile Prozesse schaffen zudem Transparenz: Fortschritt, Aufwand, Prioritäten und technische Risiken werden laufend sichtbar gemacht. Entscheidungen basieren nicht auf Schätzungen vom Projektbeginn, sondern auf aktuellen Erkenntnissen aus dem Entwicklungsverlauf.
Und schließlich profitieren auch Qualität und Wartbarkeit der Lösung: Durch kontinuierliche Tests, technische Exzellenz und regelmäßige Überarbeitung bleibt der Code stabil, sicher und aktuell, ohne technische Schulden. Probleme werden früh erkannt und behoben, und nicht erst am Ende eines langen Entwicklungszyklus - wie es oft beim Wasserfallmodell der Fall ist.
Funktionieren agile Methoden auch außerhalb der IT?
Ja, agile Methoden lassen sich längst nicht mehr nur in der Softwareentwicklung einsetzen. Ihre Prinzipien wie iterative Planung, schnelles Feedback und eigenverantwortliches Arbeiten sind auch in anderen Unternehmensbereichen erfolgreich anwendbar. Ein Beispiel dafür liegt im Ursprung des agilen Arbeitens: Der agile Ansatz „Kanban“ entstand in der Autoherstellung im Toyota Produktionssystem in Japan, um 1940 herum.
Auch im Marketing, der Personalentwicklung oder der Produktinnovation: Überall dort, wo komplexe Aufgaben unter sich verändernden Bedingungen nach dem Pull-Prinzip gelöst werden können, kann Agilität helfen, schneller und zielgerichteter zum Ergebnis zu kommen.
Der Einfluss von Agilität auf Time-to-Market, Qualität und Kundenzufriedenheit
Agile Systeme haben das Potenzial, die Qualität, die Kundenzufriedenheit deutlich zu verbessern, vorausgesetzt sie wird richtig angewendet und auf das Projekt abgestimmt.
Frühe und regelmäßige Abstimmungen stellen sicher, dass die Anforderungen des Product Owners und der Endnutzer besser verstanden und gezielter umgesetzt werden. Iterative Tests der Lösung und Reviews erhöhen die Produktqualität bereits während der Entwicklung. Fachliche und technische Herausforderungen werden bei der agilen Programmierung stetig während der Entwicklung erkannt und gelöst, und nicht erst nach Jahren an Entwicklungszeit festgestellt. Da die Software fortlaufend gepflegt, getestet und aktualisiert wird, bleibt sie technisch während der Entwicklung auf dem neuesten Stand.
Durch enge Zusammenarbeit und sofortiges Feedback zu einem Inkrement wird die Kundenzufriedenheit schon während eines Projekts sichergestellt.
Die Entwicklungszeit oder Time-to-Market ist abhängig vom Entwicklungsumfang und der Projektkomplexität. Es kann nicht pauschal gesagt werden, dass agile Programmierung schneller ein fertiges Ergebnis liefert. Allerdings hat man bei agiler Programmierung im Verhältnis zu anderen Methoden oft den besseren Überblick über den Umfang eines Projekts, sodass böse Überraschungen zu Projektende ausbleiben.
Was bedeutet agile Programmierung für mich als Auftraggeber?
Als Auftraggeber spielen Sie in einem agilen Projekt eine zentrale Rolle. In der Regel übernehmen Sie selbst oder einer Ihrer Mitarbeiter die Funktion des Product Owners. Diese Rolle stellt sicher, dass das Entwicklungsteam stets auf die gewünschten Ziele hinarbeitet und der größtmögliche Wert für Ihr Unternehmen geschaffen wird, sowohl fachlich als auch wirtschaftlich. Ein großer Vorteil: Sie behalten jederzeit den Überblick über Funktionen, Zeitplan, Budget und den aktuellen Entwicklungsstand. Sie können die Softwarelösung immer sofort testen und sehen direkt, was bereits umgesetzt wurde, was als Nächstes geplant ist und wo möglicherweise Anpassungen nötig sind.
Ihre Anforderungen als Kunde haben bei der agilen Programmierung den höchsten Stellenwert. Das Feedback fließt direkt in die laufende Entwicklung ein.
Erfolgsmessung bei der agilen Programmierung
Der Erfolg agiler Softwareentwicklung lässt sich durch mehrere Metriken messen, der Fokus liegt aber immer auf dem tatsächlichen Nutzen des Produkts für Endnutzer und Auftraggeber. Als objektive Metriken existieren in agilen Projekten einige Kennzahlen (KPIs), die sowohl den Output als auch die Qualität des Prozesses und der Ergebnisse bewerten. Wichtig dabei ist: KPIs dienen bei der agilen Programmierung nicht der Kontrolle, sondern der kontinuierlichen Verbesserung der Lösung. Sie fördern Transparenz und Lernprozesse und sollen keinen Leistungsdruck aufbauen. Typische agile Kennzahlen sind:

Velocity
Die Velocity misst, wie viele Arbeitseinheiten (z. B. Story Points) ein Team pro Sprint umsetzt. Sie dient zur Planung und Fortschrittskontrolle und wird als Burn-Down-Chart visualisiert. Die Velocity wird dazu genutzt um abzuschätzen, wie viel ein agiles Team im nächsten Sprint umsetzen kann.
Lead Time
Die Lead Time gibt an, wie viel Zeit von der Übermittlung einer Anforderung bis zu ihrer Umsetzung in der Softwarelösung vergeht. Je kürzer dieses Zeitintervall ist, desto schneller reagiert das agile Team auf neue Anforderungen.
Defect Rate
Die Defect Rate beschreibt die Anzahl der Fehler/Bugs und ist ein Indikator für die technische Qualität eines agil programmierten Produkts.
Zufriedenheit
Die Kundenzufriedenheit wird z. B. durch direkte Rückmeldungen, NPS-Werte oder Nutzerbefragungen erfasst. Die Teamzufriedenheit wird in Retrospektiven analysiert, da ein motiviertes, stabiles agiles Team effizienter und nachhaltiger arbeitet.
Wie verbindlich sind Zeit- und Budgetplanung in agilen Projekten?
Auch in agilen Projekten lassen sich Zeit und Budget für die Lösung zuverlässig planen, wenn auch auf andere Weise als bei klassischen Modellen. Statt eines festen zu Projektbeginn erstellten Gesamtplans wird auf Basis schrittweise Planungsintervalle mit laufender Nachjustierung entwickelt. Dadurch basieren Zeit- und Kostenprognosen auf realen Fortschritten statt auf Annahmen zu Projektbeginn.
Der definierte Budget- und/oder Zeitrahmen steht fest, innerhalb dieses Rahmens werden Funktionen nach Geschäftswert priorisiert. Verbindlichkeit entsteht durch kontinuierliche Freigaben durch den Auftraggeber genauer gesagt Product Owner. Dieser weiß durch diese Vorgehensweise auch, wie genau der Projektstand ist, wie lange die Umsetzung des Produkts dauert und wie viel Budget schon eingesetzt wurde.
Kompetenzen und Voraussetzungen eines agilen Entwicklungsteams
Ein funktionierendes agiles Projekt steht und fällt mit der fachlichen und organisatorischen Leistungsfähigkeit des Teams aus Entwicklern, Product Owner und Scrum Master. Agile Programmierung erfordert neben einer klaren Produktvision auch Eigenverantwortung, Systematik, Kommunikationsstärke und die Bereitschaft zur kontinuierlichen Verbesserung.
Ein agiles Entwicklungsteam sollte einige Kompetenzen mitbringen und aufbauen. Fehlen diese Voraussetzungen, leidet nicht nur die Effizienz, sondern auch das Ergebnis. Deshalb ist es wichtig, das Team strukturell und kulturell für agiles Arbeiten aufzustellen.
Technische Exzellenz, etwa in moderner Softwarearchitektur, Testautomatisierung, Continuous Integration (CI) und Continuous Deployment (CD) sowie der konsequenten Anwendung von Clean Code-Prinzipien. Oftmals werden „T-Shaped Entwickler“ eingesetzt, also exzellente Entwickler mit einer Spezialisierung.
Selbstorganisation, um Aufgaben eigenständig zu planen und umzusetzen
Kommunikationsfähigkeit, um eng mit dem Product Owner, Stakeholdern und im Team zusammenzuarbeiten
Lernbereitschaft und Feedbackkultur, um sich iterativ zu verbessern.
Damit agile Entwicklung überhaupt funktionieren kann, müssen im Unternehmen bestimmte Rahmenbedingungen gegeben sein:
Cross-funktionale Teams, also eine Besetzung des Teams mit allen nötigen Kompetenzen (z. B. Entwicklung, Test, UX)
Klar definierte Rollen wie Product Owner und Scrum Master
Technische Infrastruktur, z. B. Continuous Integration, automatisierte Tests und kollaborative Tools
Unterstützung durch das Management, insbesondere für Entscheidungsfreiräume und der Förderung einer agilen, lösungsorientierten Haltung
Funktioniert agile Programmierung auch in großen Konzernen?
Ja, agile Programmierung und agile Methoden funktionieren auch in großen Organisationen und Unternehmen. Für einen zufriedenstellenden Einsatz der agilen Methoden empfehlen sich Skalierungsmodelle wie SAFe oder LeSS, um Entwickler, Release-Planung, Governance und externe Abhängigkeiten sauber zu koordinieren.
Risikomanagement bei der agilen Programmierung
Wie jede Projektmethode ist auch agile Programmierung nicht frei von Risiken. Besonders, wenn die dahinterliegenden Systeme missverstanden oder zu schnell eingeführt wird, kann es zu Unsicherheiten oder Reibungsverlusten kommen. Ein häufiger Fehler ist die Annahme, Agilität bedeute „keine Planung“ oder „keine Führung“. Das Gegenteil ist der Fall: Ein Gedeihen durch klare Ziele, Prioritäten und ein unterstützendes Umfeld.
Herausforderungen entstehen vor allem dann, wenn:
Führungskräfte keine aktive Rolle übernehmen
Ziele unklar oder widersprüchlich sind
Das Entwicklerteam überfordert oder unzureichend vorbereitet ist
Agilität als Methode praktiziert, aber nicht als Haltung gelebt wird
Der agile Ansatz hat den Vorteil, dass Fehler und Probleme nicht verdrängt, sondern früh erkannt und konstruktiv aufgearbeitet werden. Der Scrum Master und Management müssen dafür sorgen, dass eine faire Fehlerkultur gelebt wird und aus Misserfolgen gelernt werden kann.