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Mann sitzt vor Laptop mit Ausflugsplaner-Kartensoftware

Geoinformatik

Geoinformatik ist die Wissenschaft und Technik zur Erfassung, Analyse, Verarbeitung und Darstellung raumbezogener Daten mithilfe von Computern.

Geoinformatik begegnet uns täglich: etwa beim Planen von Routen per Smartphone, beim Analysieren von Satellitenbildern für die Landwirtschaft oder beim Ermitteln optimaler Standorte für E-Ladestationen. Dieses interdisziplinäre Fachgebiet vereint Methoden aus der Informatik mit den Geowissenschaften, um raumbezogene Daten (Geodaten) zu erfassen, zu verarbeiten, zu analysieren und in anschaulichen Kartenanwendungen oder Dashboards darzustellen.


Was ist Geoinformatik?

Geoinformatik ist die Wissenschaft und Technologie, die sich mit der Erfassung, Verarbeitung, Analyse und Visualisierung von Geodaten beschäftigt. Dies beginnt mit der Datenerhebung von Geodaten durch Sensoren, Drohnenflüge, Vermessung oder Satellitenbilder und reicht über die Speicherung und Analyse der Geoinformationsdaten in Geodatenbanken und Geoinformationssystemen (GIS) bis zur Darstellung in oder interaktiver Software, zum Beispiel in Webanwendungen.


Entstehungsgeschichte und Entwicklung der Geoinformatik

Die Wurzeln der Geoinformatik liegen in den 1960er-Jahren mit der Entwicklung des ersten geografischen Informationssystems (GIS) durch kanadische Forscher um Roger Tomlinson. Zeitgleich experimentierten Kartographen in den USA und Europa mit der Digitalisierung analoger Karten, um die Daten flexibler aktualisieren zu können. Mit dem Aufkommen leistungsfähigerer Computer und preisgünstiger Speicherplatten verließ die Technologie die Forschungslabore und fand ab den 1980er-Jahren Eingang in die Informationssysteme von Verwaltung, Versorgungsunternehmen und Wissenschaft.

Die ersten kommerziellen GIS-Pakete wie Arc/INFO oder Smallworld ermöglichten eine standardisierte Modellierung von Punkt-, Linien- und Flächenobjekten und lieferten Analysewerkzeuge für Überlagerungen, Puffergenerierungen oder Netzwerkanalysen von Geofachdaten. Mit dem Internetboom und der Softwareentwicklung der 1990er avancierte die Web-Kartographie zum Treiber für neue, offene Standards wie WMS und WFS, die heute noch in serviceorientierten Architekturen dominieren. Mobile GNSS-Empfänger, Cloud-Computing und leistungsstarke Open-Source-Bibliotheken erweiterten das Einsatzspektrum fortlaufend, sodass wir mittlerweile von einer ausgereiften, aber weiterhin dynamischen Disziplin sprechen können.


Wie hängen eigentlich Geoinformatik, Geographie, Softwareentwicklung und Kartographie zusammen?

Die Geoinformatik ist eine interdisziplinäre Wissenschaft, die Elemente aus Geographie, Informatik, Kartographie, Geophysik, Geodäsie und Statistik verbindet.


Software wie dieses Außendienst-Dashboard zeigt, was Geoinformatik besonders gut kann: interdisziplinär Daten verarbeiten und für Endnutzer bereitstellen.
Software wie dieses Außendienst-Dashboard zeigt, was Geoinformatik besonders gut kann: interdisziplinär Daten verarbeiten und für Endnutzer bereitstellen.

Sie nutzt:

  • aus der Geographie: das fundamentale Konzept des Raums als Ordnungsprinzip. 

  • aus der Kartographie: Darstellungsregeln, Symbolik und Generalisierung zur verständlichen Vermittlung von Sachverhalten.

  • aus der Informatik: Algorithmen, Programmiersprachen und Software-Engineering-Methoden, ohne die moderne GIS-Plattformen oder mobile Apps nicht denkbar wären. 

  • aus der Geophysik: Methoden zur Erfassung und Analyse physikalischer Eigenschaften der Erde, etwa durch Gravimetrie, Magnetik oder Seismik.

  • aus der Geodäsie: die genaue Vermessung und Referenzsysteme.

  • aus der Statistik: solide Grundlagen für Modellierung und Prognose liefert.

Diese Disziplinen arbeiten strukturiert zusammen: Geographische Fragestellungen bestimmen, welche Daten erhoben werden; Informatiker entwerfen Datenstrukturen und effiziente Algorithmen; Kartographen sorgen für kohärente Visualisierungen; und Geoinformatiker orchestrieren das Ensemble zu einer schlanken, performanten Anwendung. Diese Verzahnung macht das Fach so attraktiv für Unternehmen, die raumbezogene Prozesse digital transformieren wollen: Wer Geoinformatik einsetzt, erhält Softwareentwicklung und Geodatenkompetenz aus einer Hand.


Eine Übersicht über die Anwendungsbereiche der Geoinformatik

Die Geoinformatik kommt durch die Verfügbarkeit hochauflösender Geodaten aus Sensoren, Satelliten, Drohnen und IoT-Geräten in immer mehr Bereichen des Alltags der Wirtschaft und der Wissenschaft zum Einsatz. Im Fokus der Geoinformatik stehen oft Themen wie Nachhaltigkeit, Effizienzsteigerung und neue Geschäftsmodelle. Die Bandbreite der Einsatzgebiete reicht von Smart Citys über Umweltschutz und Landwirtschaft hin zu Tourismus und Unternehmenslösungen, z. B. für den technischen Außendienst. Allen Anwendungen gemeinsam ist der räumliche Bezug – also die Verknüpfung von Ort, Zeit und Information. Somit ist die Disziplin der Geoinformatik elementar für die digitale Transformation. Diese entfaltet ihr volles Potenzial erst, wenn Daten im richtigen Kontext interpretiert werden. Einer der wichtigsten Kontexte ist der Raum – denn fast jede geschäftliche oder gesellschaftliche Aktivität hat einen konkreten Ort. Ob Industrie 4.0, Smart Citys oder autonome Landwirtschaft: Ohne Geoinformatik bleiben viele digitale Innovationen unvollständig.

Stadtplanung und Smart Citys

In der Stadtplanung hilft die Geoinformatik, urbane Räume effizient und nachhaltig zu gestalten. Mit 3D-Stadtmodellen, Verkehrsanalysen und Standortbewertungen für Infrastrukturprojekte (z. B. E-Ladestationen oder Grünflächen) können datenbasierte Entscheidungen getroffen werden. In Smart Citys liefern vernetzte Sensoren Geodaten, die in Echtzeit visualisiert und analysiert werden – etwa zur Verkehrssteuerung oder Energieoptimierung. In Smart-City-Projekten werden Sensordaten von Parkplätzen, Ampelanlagen oder Luftqualität in Echtzeit georeferenziert, aggregiert und mit KI-Modellen angereichert. Stadtverwaltungen erkennen Hotspots für Feinstaub, steuern Verkehrsströme adaptiv und priorisieren Radwege dort, wo Unfallcluster auftreten. Bürgerinnen und Bürger erhalten Transparenz über städtische Maßnahmen, während Planer belastbare Entscheidungsgrundlagen erhalten.

Umweltmonitoring

Geoinformatik ermöglicht die Überwachung von Umweltveränderungen nahezu in Echtzeit. Anwendungen sind etwa die Früherkennung von Schadstoffen, Hochwasserwarnsysteme, Lärmkarten oder Biodiversitätsanalysen. Dabei werden verschiedene Geodatenquellen wie Satellitenbilder, Wetterdaten und Messsensoren kombiniert, um präzise Umweltinformationen bereitzustellen – ein wichtiger Beitrag zu Nachhaltigkeit und zum Klimaschutz.

Präzisionslandwirtschaft

Digitale Lösungen und mobile Anwendungen sind längs auf dem Feld angekommen. Die Geoinformatik sorgt dafür, dass alles rund läuft.
Digitale Lösungen und mobile Anwendungen sind längs auf dem Feld angekommen. Die Geoinformatik sorgt dafür, dass alles rund läuft.

In der Präzisionslandwirtschaft (Precision Farming) verknüpft die Geoinformatik verschiedene Datenquellen: Satellitenbilder, Vegetationsindizes, Bodenanalysen und Wetterprognosen fließen in GIS-Systeme ein, um exakte Schlagkarten für GPS-gesteuerte Landmaschinen zu erstellen. So lassen sich Düngemittel gezielt einsetzen, Erträge steigern und Emissionen reduzieren – ein klarer Mehrwert für nachhaltige Agrarwirtschaft.

Softwareanwendungen im Tourismus- und Freizeitbereich

Auch im Tourismus ist Geoinformatik ein Innovationstreiber: Interaktive Webkarten zeigen Wanderwege, Höhenprofile, POIs (Points of Interest) und Wetterdaten in nutzerfreundlicher Form. Augmented-Reality-Anwendungen erweitern das Besuchserlebnis, indem sie historische Bilder oder Informationen direkt ins Kamerabild integrieren. Reisende können ihre Touren individuell planen – digital gestützt und ortsbezogen.

Besonderheit Digital Twins

Räumliche digitale Zwillinge koppeln Informationen aus BIM-Modellen, IoT-Sensoren und Simulationsalgorithmen in einer gemeinsamen, georeferenzierten Plattform. Mithilfe der Geoinformatik simulieren Betreiber von Versorgungsnetzen Störfälle, Städte vergleichen Szenarien für Starkregen oder Wärmeinseln, und Landwirte berechnen den Wasserbedarf eines Feldes schon Wochen im Voraus. Die Geoinformatik sorgt dafür, dass diese Datenquellen technisch und semantisch zusammenarbeiten.


Technologien (wie GIS) der Geoinformatik

Die Geoinformatik nutzt ein breites Spektrum an Technologien. Diese reichen von klassischen Desktop-GIS-Anwendungen bis zu Cloud-basierten Geodatenplattformen. Die Wahl der Technologie hängt von der jeweiligen Problemstellung und Softwarearchitektur ab. Der Dreh- und Angelpunkt der meisten Geoinformatik-Anwendungen ist ein Geoinformationssystem (GIS). Geoinformationssysteme können einen umfangreichen Geodaten-Schatz speichern und verarbeiten, sowohl Vektordaten (z. B. Punkte, Linien, Flächen) als auch Rasterdaten (z. B. Satellitenbilder). 

Moderne GIS-Engines bieten Scripting-Funktionen zur Automatisierung komplexer Prozesse, APIs zur Anbindung von Web-Frontends und mobilen Apps sowie OGC-konforme Schnittstellen (z. B. WMS, WFS) für offene Datenintegration.

Die Erfassung von Geodaten wird durch GNSS, Drohnen und Satelliten geprägt. GNSS liefert zentimetergenaue Koordinaten, wenn RTK-Korrekturdaten eingesetzt werden. Fernerkundungssatelliten wie Sentinel-2 liefern multispektrale Bilddaten mit Fünf-Tage-Revisit, die durch Bildklassifikation und Machine-Learning-Techniken in Informationsprodukte, zum Beispiel Bodenfeuchtekarten, umgewandelt werden.

Für die Persistenz großer Geodatensätze kommen spezialisierte Datenbanksysteme wie PostGIS (relational) oder MongoDB (NoSQL) mit Geohash-Indexierung zum Einsatz. Sie erlauben es, Millionen von Objekten performant abzufragen, zu filtern und zu aggregieren – unverzichtbar für Dashboards, die Entscheidungen in Sekundenschnelle unterstützen sollen.

Zwischen Erfassung und Visualisierung liegt die Analyse. Hier kommen räumliche Statistik, Geostatistik, Graphdatenbanken oder eigens entwickelte Python- und Java-Services zum Einsatz, weshalb Softwareentwicklung ein zentraler Punkt ist. Microservice-Architekturen erleichtern Skalierung und Wartung, während REST- oder GraphQL-APIs dafür sorgen, dass Drittsysteme – etwa ERP oder CRM – problemlos angebunden werden können. So entsteht eine durchgängige Digitalkette von der Messung bis zum Report.


Spielt die KI eine Rolle in der Geoinformatik?

Auch KI gewinnt durch räumlichen Kontext und Geoinformatik an Aussagekraft. Deep-Learning-Modelle klassifizieren etwa Gebäude in Luftbildern, erkennen Krankheiten an Pflanzenblättern oder prognostizieren Ertragsschwankungen entlang klimatischer Gradienten. Die Geoinformatik liefert dabei nicht nur Trainingsdaten und Labels, sondern auch die Frameworks, um Modelle direkt in ein GIS zu integrieren und Ergebnisse standortgenau zu deployen.


So läuft ein Geoinformatik-Projekt in Ihrem Unternehmen mit einem Dienstleister

Geoinformatik verbindet Geodaten, Algorithmen und domänenspezifisches Know-how zu einem kraftvollen Werkzeug. Mit der richtigen Strategie, den passenden Technologien und einem Partner, der Softwareentwicklung und Geodaten gleichermaßen beherrscht, setzen Sie dieses Potenzial in messbare Ergebnisse um. Falls Sie nun überlegen, wie Sie konkret starten können, empfiehlt es sich, zunächst den vorhandenen Datenbestand zu sichten. Liegen bereits CAD-Pläne, CSV-Listen mit Adressen oder Excel-Tabellen vor? Dann lohnt sich eine Georeferenzierung, um diese Informationen in ein GIS zu überführen. Definieren Sie ein klares Business-Problem und prüfen Sie, welche zusätzlichen Datenquellen erforderlich sind. Ein Proof of Concept verschafft Ihnen schnell Klarheit über Machbarkeit und Nutzen.

Bei der Umsetzung eines Geoinformatik-Projekts empfiehlt sich eine enge, iterative Zusammenarbeit zwischen Fachabteilung, IT und Geoinformatik-Dienstleistern. Kurze Sprints, regelmäßige Review-Meetings und prototypische Releases sorgen dafür, dass die Lösung Ihre Anforderungen nicht nur erfüllt, sondern übertrifft. Dokumentierte Schnittstellen und automatisierte Tests sichern die Skalierbarkeit für zukünftige Erweiterungen, etwa eine KI-Komponente oder zusätzliche Sensordateneingänge. So wächst Ihr System Schritt für Schritt, ohne technische Schulden anzuhäufen. Am Ende steht eine Plattform, die mit Ihrem Unternehmen nachhaltig mitwächst.


So wird man Geoinformatiker: Das Geoinformatik-Studium

Wer in das Berufsfeld der Geoinformatik einsteigen möchte, studiert in der Regel Geoinformatik, Geowissenschaften oder Geodatenmanagement. In diesen Studiengängen werden fundierte Kenntnisse in Informatik, Datenbanken, Mathematik und Statistik sowie geowissenschaftlichen Grundlagen wie Kartographie, Geodäsie und physischer Geographie vermittelt. Auch lernen Studierende den Umgang mit gängiger GIS- und Fernerkundungssoftware. Aufbauend auf dem Bachelorstudium vertieft das Masterstudium die Kompetenzen, etwa in Richtung Big-Data-Analyse oder Softwareentwicklung.

Studienangebot und Aufbau

Mit einer Geoinformatik-Werkstudierenden investieren Unternehmen in ihre eigenen zukünftigen Fachkräfte und somit in die Zukunft des eigenen Unternehmens.
Mit einer Geoinformatik-Werkstudierenden investieren Unternehmen in ihre eigenen zukünftigen Fachkräfte und somit in die Zukunft des eigenen Unternehmens.

Das Studienangebot im Bereich Geoinformatik ist in Deutschland breit gefächert. Zahlreiche Hochschulen und Universitäten bieten Bachelor- und Masterstudiengänge an, oft eingebettet in größere Fachbereiche wie Geowissenschaften, Informatik oder Bauwesen. Während Fachhochschulen (Hochschulen für Angewandte Wissenschaften) meist praxisorientiert ausbilden, legen Universitäten einen stärkeren Fokus auf wissenschaftliche Methodik und Forschung. Ein Bachelorstudium in Geoinformatik dauert in der Regel sechs bis sieben Semester. Es vermittelt grundlegende technische und analytische Kompetenzen, die durch Projektarbeiten und häufig auch durch Praxissemester ergänzt werden. Der Masterstudiengang (zwei bis vier Semester) bietet die Möglichkeit zur Spezialisierung, z. B. in den Bereichen Mobilitätsanalyse, Umweltmodellierung, Raumplanung oder Softwareentwicklung.

Die Bewerbung für ein Geoinformatik-Studium erfolgt in der Regel direkt über das Online-Portal der jeweiligen Hochschule oder Universität. Einige Studiengänge sind zulassungsfrei, andere erfordern einen bestimmten Numerus Clausus (NC) oder Nachweise in Mathematik oder Informatik. Auch duale Studienmodelle sind inzwischen verbreitet – eine attraktive Option für Studieninteressierte mit Praxisfokus oder bestehendem Unternehmensbezug.

Die Lehre erfolgt in interdisziplinären Formaten: Seminare, Programmierübungen, Geländepraktika und Projektarbeit bereiten die Studierenden auf die Anwendung geoinformatischer Methoden in Wirtschaft, Verwaltung und Forschung vor. Viele Hochschulen verfügen über spezialisierte Institute für Geoinformatik oder Geoinformation, die innovative Forschungsprojekte umsetzen und den Transfer in die Praxis fördern. Für Unternehmen ergeben sich hier oft Schnittstellen für Kooperationen, Praxissemester oder die Betreuung von Abschlussarbeiten.

Geoinformatik-Studierende als zukünftige Fachkräfte für Unternehmen

Für Unternehmen, die auf Raumdaten, Standortanalysen oder digitale Kartenlösungen angewiesen sind, bieten Absolventen eines Geoinformatik-Studiums wertvolle Kompetenzen. Der Kontakt zu Studieninteressierten oder Forschungseinrichtungen kann dabei helfen, Fachkräfte frühzeitig zu gewinnen und Innovationen voranzutreiben.

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