Kartenvisualisierung: Von der Idee zur Informationsarchitektur
Visualisierungen können uns den Alltag ganz schön vereinfachen - zum Beispiel durch knappe Zusammenfassungen oder voranalysierte Daten. Je nach Nutzungskontext helfen auch digitale Karten: Sie können interaktiv sein und komplexe Datensätze gefiltert darstellen. Das kann helfen, individuelle Prozesse effizienter zu lösen. Aber wie kriegt man das hin? In diesem Blogbeitrag verschaffen wir uns eine grobe Übersicht, wie man bei der Informationsarchitektur (Welche Daten will ich darstellen?) für eine Kartenvisualisierung vorgehen kann.
Macht eine Karte Sinn?
Wann ist die Nutzung einer digitalen Karte überhaupt hilfreich? Ein typisches Beispiel sind Navigationen. Dabei wird automatisch erkannt, an welcher Position der User sich befindet und ein optimaler Weg zum Ziel wird visualisiert. Es gibt weitere, ähnliche Nutzungsfälle: Wenn alle Sehenswürdigkeiten in einer Stadt angezeigt werden sollen, kann es den Touristen einen deutlichen Mehrwert bieten, die Sehenswürdigkeiten nicht nur in Textform aufzulisten, sondern sie auf einer Karte positioniert zu visualisieren. Dadurch sieht der User auf einen Blick, an welchen Orten besonders viele Sehenswürdigkeiten liegen. Der nötige Datensatz kann gerne komplexer sein: Bei zusätzlicher Nutzung von Icons oder Farben für Museen, Skulpturen, besonderer Architektur etc. kann der User die einzelnen Punkte sofort einordnen. Das hilft beim Überfliegen der Karte.
Es lässt sich also sagen: Wenn zum verfügbaren Datensatz geografische Referenzdaten verfügbar sind, kann ein Mehrwert bestehen, dem Nutzer die Daten auf einer Karte anzuzeigen. Vor allem natürlich beim Tracking vom eigenen Standort oder von bestimmten Objekten bietet eine Kartenvisualisierung einen optimalen Überblick.
Informationsüberfluss vermeiden!
Wenn ein großer Datensatz zur Verfügung steht, sollten dennoch nicht zwingend alle Daten dargestellt werden. Es macht Sinn, die Daten so vorzufiltern, wie es im individuellen Nutzungskontext hilfreich ist. Das kann bedeuten, dass Filteroptionen für die Nutzenden bereitgestellt werden, die vorselektiert sind. Das kann aber auch bedeuten, einige Daten gar nicht erst anzubieten. Zum Beispiel könnte es Touristen in einer Stadt irritieren, in einer Karte, die die kulturellen Sehenswürdigkeiten einer Stadt markieren, zusätzlich markierte Restaurants, Geschäfte und Tankstellen zu sehen. Zwar könnten die markierten Tankstellen helfen, eine Route mit Bedacht auf Pausen zum Tanken zu planen, aber das würde den Fokus der Karte auflockern und zu abschweifenden Gedankengängen führen. Es darf nicht unterschätzt werden, wie wichtig die Vermeidung eines Informationsüberflusses hier ist. Der Fokus der Applikation und der Karte sollte demnach bestimmt werden und exakt die dafür relevanten Informationen bereitgestellt werden.
Wohin mit den Informationen?
Eine digitale Karte kann ein effizienter Ausgangspunkt sein und dient zur Übersicht. So kann der User eine Situation besser einordnen. Meistens ist der Nutzungskontext aber komplex, sodass weitere Funktionen und Elemente nötig sind, die dann detaillierte Daten ergänzen. Die einzelnen Markierungen auf der Karte sind also die Verknüpfungen zu detaillierten Informationen. Auf das Beispiel aus dem Städtetourismus bezogen führt der Kartenmarker also von einer Sehenswürdigkeit zu einem UI-Element mit detaillierten Informationen, zum Beispiel das Baujahr, ein Text zur Historie und ein größeres Vorschaubild. Das UI-Element könnte zum Beispiel ein seitliches Flyout, ein Modal oder Tooltip sein. Die Elemente sollte man auch in Abhängigkeit zur mobilen oder Desktopnutzung machen.
Welche Layer sind sinnvoll?
Bei Karten gibt es verschiedene Layer. Layer werden genutzt, um einer Karte verschiedene Informationsebenen hinzuzufügen. So kann man eine Karte mit einfacher Darstellung nutzen, um Landschaft mit umgebendem Meer zu zeigen. Mit weiteren Layern darüber kann man zum Beispiel Straßen ergänzen, Gebäude oder hydrographische Eigenschaften wie Flüsse und Seen. Thematische Layer können individuelle Daten ergänzen, wie die Map bei Google Analytics, die die Anzahl der Webseitennutzerinnen und -nutzer in den Ländern anzeigt. In dem Beispiel sind Details der Länder nicht relevant, sodass nur die Umrisse visualisiert werden. Man kann die Karte also ganz nach dem individuellen Nutzungskontext anpassen und sollte das auch tun, um Usern zugeschnittene Daten mitzugeben, mit denen dann effizienter Entscheidungen getroffen werden können.
Machen wir es barrierefrei!
Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSGV) tritt nächstes Jahr in Kraft und auch bei Karten kann sie Anwendung finden. In diesem Blogbeitrag wird das Thema nicht detailliert diskutiert, aber einige Hinweise grob aufgezählt:
Genutzte Farben brauchen einen ausreichend hohen Kontrast zueinander, damit sie von Usern unterschieden werden können. Besonders für Männer ist diese barrierefreie Gestaltung wichtig: Etwa 8% der Männer sind farbenblind.
Keyboard-Navigation sollte unterstützt werden, damit blinde User sich über ihre assistiven Technologien durch die Kartenmarkierungen navigieren können.
Nutzung einfacher Sprache. Texte sollten so kompakt wie möglich und nur so detailliert wie nötig formuliert werden. So können User den Inhalt schneller überfliegen und Usern mit kognitiven Einschränkungen wird die Nutzung deutlich leichter gemacht. Was man nicht vergessen sollte: Personen können auch durch andere Kontexte kognitiv eingeschränkt sein. Manchmal sind sie abgelenkt (z.B. als Fußgänger:in im Straßenverkehr) oder temporär erkrankt (z.B. Kopfschmerzen mit damit verbundener kürzerer Aufmerksamkeitsspanne).
Und? Erste Inspirationen gesammelt?
Wie man sieht, kann man mit Visualisierungen über eine Kartenansicht einige Vorteile rausziehen: Visualisierungen helfen vielen Usern, Inhalte schneller und besser zu verstehen, Daten können gruppiert und gefiltert dargestellt werden, räumliche Kontexte werden leicht verständlich eingebracht und aktuelle Geodaten kommen hier besonders gut zur Geltung. Weitere detaillierte Anwendungsbeispiele von Kartenvisualisierungen sind übrigens in unseren Referenzen zu lesen. So haben wir mit dem HMH zusammen eine App zur Erkundung Hannovers entwickelt. Wer mehr Interesse an der technischen Implementierung von so einer Anwendung hat, der wird in unserem Kartensoftware-Bereich im Blog fündig.