Barrierefreiheit wird ab Juni 2025 relevanter für noch mehr Webseitenbetreiber:innen. Eine grundsätzliche Relevanz gab es zwar schon immer, das Gesetz zieht nun aber vorgebend nach. Wenn Sie sich noch gar nicht damit beschäftigt haben, wie barrierearm Ihre Webseite ist, könnte das WAVE Evaluation Tool besonders interessant für Sie sein.
Accessibility-Expertise können Sie auch extern beauftragen. Mit Erfahrungswerten und fundiertem Hintergrundwissen können Sie damit einen detaillierten Report erzielen. Für eine erste eigenständige Übersicht bietet sich aber durchaus das Evaluationstool an.
Wer hat das WAVE Evaluation Tool entwickelt?
Die WAVE Browser Extension wurde von WebAIM.org entwickelt. WebAIM (Web Accessibility In Mind) ist Teil des Institute for Disability Research, Policy & Practice an der Utah State University. Die gemeinnützige Organisation beschäftigt sich seit 1999 mit barrierefreien Lösungen für Webanwendungen.
Was kann das WAVE Evaluation Tool?
Das Tool bietet eine schnelle und automatisierte Übersicht von Barrierefreiheitsproblemen. Dabei wird nicht nur eine verlinkte Liste neben der Webseite angezeigt, es werden Icons und Markierungen direkt auf der Webseite platziert. Das ermöglicht einen praktischen Überblick und es wird zum Beispiel schnell erkannt, wenn eine Komponente viele Probleme auf einmal aufweist.
Erkannte Probleme sind zum Beispiel zu geringe Kontraste, fehlende Überschriften und fehlende alt-Texte.
Wofür eignet es sich?
Wenn Sie sich noch gar nicht oder sehr wenig mit der Barrierefreiheit der eigenen Webseite beschäftigt haben, finden Sie hier ein optimales Werkzeug, das anfängerfreundlich durch die Problemstellen der Webseite führt. Es wird mit Referenzen zu den WCAG-Standards erklärt, warum eine Gestaltungsentscheidung nicht optimal ist und es werden Lösungsansätze geteilt.
Auch wenn das Wissen zu Accessibility schon ausgereifter ist, ist das WAVE Evaluation Tool eine effiziente Vorarbeit für eine detaillierte Analyse. Für Webentwickler:innen und Designer:innen ist es hilfreich während des Entwicklungsprozesses selbst.
Wo liegen die Grenzen?
Automatisierte Tools können quantitativ messbare Normen prüfen, zum Beispiel Kontrast-Verhältnisse von Vordergrund- und Hintergrundfarbe, vorhandene Überschriften von Hierarchiestufe 1 und ausgefüllte alt-Texte. Qualitativ müssen Sie jedoch manuell prüfen, ob die Seite barrierearm ist. Wenn man konkret beim Beispiel der alt-Texte bleibt, so wird hier zum Beispiel nur geprüft, ob ein alt-Attribut gegeben ist. Wenn es sich um ein dekoratives Bild ohne sinnvollen Beitrag zum Kontext handelt, kann das Attribut ohne Wert hinterlegt werden (alt=""). Wenn es prinzipiell mit Beschreibung hinterlegt wird, wird aber nicht geprüft, ob die Beschreibung hilfreich und sinnvoll zum Kontext ist. Daher sind Grundkenntnisse für barrierearmen Code und Content für Ihre beteiligten Entwickler:innen und Redakteur:innen unerlässlich.
Auch können Sie manuell gegenprüfen, ob die angezeigte Reihenfolge der Webseitenbereiche korrekt ist. Im Evaluationstool listet ein Tab die vom Code vorgegebene Reihenfolge auf. Es kann vorkommen, dass die Reihenfolge von der visuell lesbaren Reihenfolge abweicht, wenn dabei viel über CSS manipuliert und verschoben wird.
Fazit
Das WAVE Evaluation Tool ist eins von vielen Werkzeugen, das zu mehr Barrierefreiheit verhelfen kann, dabei aber anfängerfreundlich und für verschiedene Beteiligte am Entwicklungsprozess relevant ist. Die effizienteste Lösung ist es dabei nicht zwingend: Abhängig vom Prozessschritt in Ihrer Entwicklung kann es durchaus passendere Werkzeuge geben. So können für die Programmierer:innen automatisierte Plugins je nach genutztem Framework effizienter sein und für schnellere Kommunikation von Product Ownern können exportierbare Reports wichtig sein. Eine generelle Übersicht und ein Vergleich noch weiterer Tools muss also stattfinden, um Ihrem Individualfall gerecht zu werden.
Mehr zum Barrierefreiheitsstärkungsgesetz können Sie in diesem Blogartikel lesen.
Mehr zur Umsetzung barrierearmer alt-Texte habe ich in einem anderen Artikel festgehalten.
Wenn Sie sich für die Relevanz von barrierearmem Design mit dem Fokus Mensch interessieren, gibt es einen weiteren Blogartikel.